Geschlechterforschung / Gender Studies
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Gender Salon 15: 22.02.2023 - 26.07.2023

Wir laden Sie herzlich zum ersten Gender Salon des Jahres am 22. Februar 2023 (20 Uhr) in der Glockenbachwerkstatt ein.

Die Referentin Victoria Kleinecke beschäftigt sich künstlerisch und theoretisch mit Handarbeit. Diese gilt als weibliche Arbeitspraxis und ist darin oft abgewertet. In ihrem Vortrag zeichnet sie nach, wie historisch Handarbeit als spezifische weibliche Arbeit entstanden ist und parallelisiert dies mit einer kunstgeschichtlichen Einordnung. Abwertung realisiert sich darin, dass Handarbeit oft weder als Kunst noch als „richtige“ Arbeit bewertet wird. Anhand von künstlerischen Beispielen zeigt sie auf, wie Handarbeit in der Kunst von Frauen angeeignet und politisiert wurde und wie stark umkämpft Handarbeit als künstlerische Praxis ist. Dabei wird sie auch ihre eigenen künstlerischen (Hand-)Arbeiten vorstellen und diskutieren.

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29.03.2023

Anelis Kaiser Trujillo (Geschlechterforschung und Neurowissenschaften): "Zwischen sex differences und non-binary gender: Einsichten aus der Hirnforschung"

Anfangs der neunziger Jahre, in denen die Ära des "cerebral subjects" ihren Anfang nahm, ging es in der Untersuchung von Geschlecht in der Hirnforschung um die Suche nach "geschlechtsspezifischen" Unterschieden im Gehirn von Frauen und Männern. Dabei war es wichtig, bestimmte Hirnregionen zu lokalisieren. Big data-Forschung ermöglichte es alsbald, die Konnektivität des Gehirns an der Geschlechterfrage abzuarbeiten. Danach zeigten Studien, dass Algorithmen des maschinellen Lernens das Geschlecht anhand von anatomischen und funktionellen Merkmalen des Gehirns "vorhersagen" können. Nun lautet die Frage, ob nicht-binäre Maße von Geschlecht dazu beitragen können, mehr zur Entdeckung der dem menschlichen Verhalten zugrunde liegenden neuronalen Prozesse beitragen können.

In diesem Vortrag stellt Anelis Kaiser Trujillo vor, wie Geschlecht in der Neurowissenschaft vom Menschen konzeptualisiert und gemessen wurde und wird, wie sich die Fragestellung nach "sex/gender" verändert, wie methodische Entwicklungen die Geschlechterfrage beeinflussen. Zudem diskutiert sie, an welchen Punkten intersektionale oder queere Analysen die "neuroscience of sex/gender" bereichern können.

26.04.2023
Prof. Dr. Paula-Irene Villa Braslavsky (LMU München, Soziologie & Gender Studies), Dr. Annette Güldenring (Fachärztin Psychatrie und Psychotherapie, Sexualmedizin), Jakob Zara Pfeiffer & Freya Schuler (Sozialwissenschaftler*in, trans*inter Aktivist*in): "Inter-, trans*, non binary - gender? Ein Gesprächs-, kein Krawallabend"

31.05.2023
Inge Manka (TU Wien / Claiming Spaces*): "CLAIMING*SPACES: Architektur und Stadt feministisch ver/planen"

Architektur, Stadt- und Raumplanung sind nach wie vor stark von patriarchalen, heteronormativen Ideen, Regulativen und Akteur*innen geprägt, die nahezu exklusiv darüber entscheiden, wie die gebaute Umwelt aussieht, in der wir alle leben. Nicht nur die diversen Bedürfnisse, sondern auch die Ideen und das lokale Wissen vieler von diesen Strukturen ausgeschlossenen Menschen, wie unter anderem Frauen, Migrant*innen und Menschen mit Behinderung, finden dabei wenig bis keine Beachtung.

Vor diesem Hintergrund fordert eine intersektional-feministische Perspektive auf Architektur und Stadtplanung die Aufdeckung und das Aufbrechen dieser Ausschließungsmechanismen. Welche Ideen und Werkzeuge der Partizipation und Kooperation braucht es dafür? Was muss sich dafür bereits in der universitären Ausbildung von Architekt*innen und Planer*innen ändern? Wie müssen wir dafür die Geschichtserzählungen und den Kanon von Architektur und Stadtplanung umschreiben? Wie können feministische Arbeitspraxen dringend notwendige Veränderungen im Planen und Bauen bewirken?

In diesem Vortrag stellt Inge Manka Arbeit und Ziele des Claiming*Spaces Kollektivs an der TU Wien vor, das sich 2019 an der Fakultät für Architektur und Raumplanung als intersektional-feministische Bottom-Up-Initiative von Studierenden, Absolvent*innen, Lehrenden und Forschenden gegründet hat.

28.06.2023
Anke Richter (Buchautorin & Korrespondentin): "Geschlecht in Sekten"

Übergriffige Yoga-Gurus, Schamanen und Scharlatane: MeToo hat die Wellness-Welt erreicht. Immer mehr spirituelle Gruppen stehen unter Verdacht, ausbeuterisch und misogyn zu sein. Oder gar Seelenfänger und -zerstörer.

Sekten sind nicht nur ein psychologisches Phänomen, sondern ein feministisches Problem: 40 Prozent von Frauen in sogenannten „high-demand groups“ werden sexuell missbraucht. Dabei ist es egal, ob es sich um religiöse Organisationen, Psychokulte, Tantra-Schulen oder esoterische Gruppen handelt. Nicht Kursinhalt oder Irrglaube sind entscheidend, sondern die Machtstruktur, bestimmt durch eine charismatische Leitfigur (meistens männlich). Die psychischen Spätfolgen für Sektenopfer sind oft verheerend – besonders für Kinder und Jugendliche in sogenannten Sexsekten und ehemaligen radikalen Kommunen, von Sannyasins bis Otto Muehl. Wo sind die Parallelen zu häuslicher Gewalt, was zieht Menschen in diese Bewegungen, und wie finden sie daraus wieder hinaus?

In diesem Vortrag stellt Neuseeland-Korrespondentin und taz-Autorin Anke Richter ihr neues investigatives Buch „Cult Trip: Inside the world of coercion & control“ vor, das 2022 bei HarperCollins erschien. Der verstörende wie persönliche Bericht über ihre jahrelangen Recherchen in internationalen „sex cults“ und ihre Ausflüge in die Neo-Tantra-Szene wurde ein Bestseller.

Mehr zum Thema: "Kommunen ohne Grenzen: Missbrauch in der Tantra-Szene" (TAZ)

26.07.2023
The Witches of Westend (Chor) mit Pola Dobler: "Wer gibt den Ton an? - Ein kritischer Streifzug durch die feministische Chorgeschichte"

Die Musikerin Pola Dobler gründete 2013 den Frauenchor „The Witches of Westend“. Damit wollte sie einen geschützten Raum schaffen, in dem gemeinsames, angstloses Singen, Vernetzung und Austausch, Female Empowerment und vor allem die Aufarbeitung traumatischer Gesangserfahrungen sowie die damit einhergehende (Wieder)Erlangung eines musikalischen Selbstbewusstseins ermöglicht wird.

Der Chor versteht sich als feministisch denkender Chor mit vielfältigem musikalischem Repertoire: Manchmal politisch, manchmal rebellisch, manchmal feministisch und manchmal einfach nur schön, düster oder lustig.

Ein musikalischer Vortrag von Pola Dobler und den Witches of Westend und ein Gespräch über die Sichtbarkeit von Frauen/FLINTA* Chören, das Geschichte und Kontinuität patriarchaler Strukturen in der Chormusik aufzeigt.

 

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