Habilitationsprojekt
„Befreiung“ und „Autonomie“. Wandel und Wirkung feministischer Kritik – von der zweiten zur dritten Welle des Feminismus.
Abstract:
Das aktuelle Feld (post)feministischer Positionen ist sehr viel breiter, heterogener und auch widersprüchlicher als zu Beginn der Zweiten Frauenbewegung in Westdeutschland Anfang der 1970er Jahre. Das vorliegende Forschungsvorhaben nimmt von dieser vorläufigen Diagnose und der Frage nach einer genaueren Standortbestimmung seinen Ausgang und rekonstruiert die Entwicklung von der zweiten zur dritten Welle des Feminismus. Die Beschreibung und Analyse zentraler Forderungen und Praxen der Neuen Frauenbewegung in Westdeutschland legt den Schwerpunkt auf den für diese konstitutiven Zusammenhang von Körperpolitik und Subjektivität. Welche Bedeutung hat in diesem Kontext die Forderung nach „Befreiung“ und „Autonomie“? Inwiefern liegen hier Umschlagpunkte, d.h. inwiefern wandeln sich ehemals emanzipatorisch intendierte kollektivierende Forderungen in individualistische [?] Forderungen nach Selbstoptimierung, die als Ausdruck scheinbar selbstbestimmter Internalisierung sozialer Normen gedeutet werden können?
Das Forschungsprojekt beleuchtet die Wirkungen der Frauenbewegung in zweifacher Weise: Einmal nach innen, daher die Frage nach den Veränderungen von Zielen und Praktiken; einmal nach außen: welche Wirkungen hat die Frauenbewegung auf das Leben von Frauen (und Männern) gehabt. Ziel ist, diesen Fragen mittels qualitativer Interviews auf die Spur zu kommen. Aber auch Texte, d.h. Selbstaussagen von in die FB involvierten Frauen, werden Gegenstand der Analyse sein.
Die Fragen nach Wandel und Wirkungen der Frauenbewegung stellen sich vor dem Hintergrund eines allgemeineren Erkenntnisinteresses: Wie lassen gesellschaftskritische Bewegungen bzw., zurückhaltender formuliert, Impulse bestimmen und wie lässt sich ihre Wirkung, ihr Erfolg bzw. ihr Scheitern, erklären?