Geschlechterforschung / Gender Studies
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Lehrveranstaltungen im MA Nebenfach Gender Studies SoSe 2017

Modul P2: Aktuelle Fragestellungen der Geschlechterforschung in den Sozial- und Kulturwissenschaften

Hauptseminare

  • Hauptseminar „Materialität in den Gender Studies“ (Carstensen)
    Fr. 8-12 Uhr c.t., geblockt. Termine: 28.4., 5.5., 19.5., 9.6., 23.6., 14.7., 21.7., Konradstr. 6 - 108
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    Die Frage, wie Materialität theoretisch konzipiert sowie empirisch untersucht werden kann, hat feministische Theorie und Gender Studies von Beginn an beschäftigt. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Geschlecht ist unweigerlich mit Materialitäten konfrontiert: mit dem Körper als geschlechtlich codiertem Bezugspunkt; mit Dingen, die in Form von technologischen und medizinischen Möglichkeiten das Verhältnis von Natur und Kultur verändern (Stichworte sind hier u.a. Eizellenspende, Schönheitschirurgie, Schwangerschafts-Apps); sowie mit einer Umwelt, die vor dem Hintergrund von Klimawandel und anderen krisenhaften Erscheinungen Reproduktionsbedingungen verändert.

    Wechselnde theoretische Paradigmen haben dem Materiellen allerdings höchst unterschiedlichen Stellenwert zugewiesen. Seit einiger Zeit wird, u.a. im Kontext des „new feminist materialism“ und der Arbeiten von Donna Haraway und Karen Barad Materialität wieder verstärkt thematisiert. Diese Ansätze sind als Versuche zu verstehen, die Bedeutung von Materie, die (vermeintlich) durch die Konjunktur poststrukturalistischer, dekonstruktivistischer und diskurstheoretischer Ansätze vernachlässigt wurde, neu zu konzeptionieren. Der Anspruch ist, Materialität ernst zu nehmen, sie als aktiv, selbsttätig und historisch wandelbar zu fassen, ohne dabei auf frühere, essentialistische und deterministische Erklärungen zurückzugreifen.

    Das Seminar wird diese feministischen Debatten um Materialität nachvollziehen und hierzu einige Themenfelder genauer betrachten sowie sich verschiedenen Teildisziplinen widmen (feministische Naturwissenschaftskritik, Science and Technology Studies, Körpersoziologie, feministische Umwelt- und Ökologieforschung etc.). Insbesondere wird es darum gehen, sich mit Ansätzen des new materialism auseinanderzusetzen und diese auf ihre Erklärungskraft hin zu untersuchen.

  • Hauptseminar „Gender & Health: The US American Case“ (Sagrestano)
    Blockveranstaltung, Termine und Räume siehe LSF

    This course is a Gender and Health block seminar that will be offered in English. The course will explore multiple theoretical approaches (e.g., biopsychosocial model, ecological model, intersectionality) within the social sciences (e.g., psychology, sociology, public health) to understanding gender and health. Course will include discussion of how race, class, and gender politics impact people’s perceptions and usage of the health care system. Focus on the US as an example with comparisons to the German health care system.

  • Hauptseminar „Gender und Kapitalismus. Klassische und zeitgenössische Analysen zum Wandel der Geschlechterverhältnisse“ (Schmincke)
    Di. 10-12 Uhr c.t., Konradstr. 6 - 108

    Jungs werden Feuerwehrmänner und Mädchen Prinzessinnen? Wie relevant sind die Geschlechterunterschiede für Fragen nach sozialer Positionierung und Ungleichheit oder aber für ökonomische Verwertungsprozesse? Welche Relevanz hat Geschlecht vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher Transformationsprozesse? Das vorliegende Seminar möchte einerseits die Bedeutung von Gender für und in kritischen Kapitalismusanalysen erörtern und andererseits den Wandel der Geschlechterverhältnisse als Folge gesamtgesellschaftlicher und ökonomischer Restrukturierungsprozesse in den Blick nehmen.

    Dafür werden wir uns in einem ersten Block mit ‚klassischen‘ Ansätzen zur „Unhappy Marriage of Marxism and Feminism“ (Hartmann 1981) beschäftigen, in einem zweiten mit Modernisierungstheorien und Studien zum Wandel der Geschlechterverhältnisse, dann mit dem Verhältnis von Gouvernementalität und Geschlecht, und schließlich mit aktuellen Studien und Analysen beispielsweise zu Veränderungen von Erwerbsarbeit und Männlichkeiten (Meuser) oder zur Geschlechterordnung im globalisierten flexibilisierten Kapitalismus (Lenz).

  • Hauptseminar „Schwule Mädchen, Hengstin, Bitch - Pop als Arena der (Re-)Produktion von Geschlecht“ (Villa)
    Mo. 10-12 Uhr c.t., Konradstr. 6 - 309.

    In der Gegenwart ist Populärkultur omnipräsent. Sie ist Teil von Lebenswelten, ist Praxis und Konsum, ist Markt wie kreatives Experimentierfeld, ist exzessiver Affekt und rationales Kalkül. In den Genres des Pop – Film, Musik, Style, Tanz, Serien, Bildern ... – werden dabei auch soziale Differenzen und ihre Deutung gleichermaßen etabliert und reinszeniert wie herausgefordert und irritiert. Im Seminar werden wir uns entlang der intersektional angelegten Geschlechterdifferenz mit theoretischen und konzeptuellen Zugängen zu Pop (u.a. Cultural Studies, Kultur-, Medien- und Jugend-soziologie, Praxeologien, Kritische Theorie, Gender Theorien, Körpersoziologie) auseinander setzen und diese mit empirischen Feldern bzw. Beispielen (z.B. HipHop, Serien, Subkulturen, ‚Hipster’, Schlager) diskutieren.

Übungen

  • Übung „Bodies at work. Interdisziplinäre Perspektiven und Kritik“ (Klein)
    Do. 10-12 Uhr c.t., Konradstr. 6 - 309

    Diese Übung untersucht verschiedene Arten von Körperarbeit. Unter der Prämisse, dass wir nicht umhin können, an und mit unseren Körpern zu arbeiten, fragt der Kurs nach dem Zusammenhang von Körperarbeit, Macht und Anerkennung.
    Kreativ, offen und interdisziplinär wollen wir gemeinsam erarbeiten, wie Körper durch Arbeit entstehen und widerstehen. Verkörperungen sind immer öffentlich, durch Herrschaftsverhältnisse strukturiert, die sie reproduzieren. Gleichzeitig aber sind arbeitende Körper und Arbeit am Körper widerständig und eigensinnig. Den ambivalenten Wechselbeziehungen zwischen Gesellschaft und ihren Verkörperungen wollen wir uns maximal offen (und auch widersprüchlich) mit Texten aus Cultural Studies, Queer Theory und Sozialwissenschaften annähern.

    Ziel des Kurses ist es, u.a. mittels visueller Methoden über „Bodies at Work“ nachzudenken und zu diskutieren. Voraussetzung zur Teilnahme ist die Bereitschaft, anspruchsvolle Texte auf Englisch zu lesen und eigenständig zu arbeiten.

  • Übung  „Geschlechtertheorien“ (Saake)
    Fr. 10-12 Uhr c.t., Konradstr. 6 - 208

    Die Unterscheidung von Männern und Frauen ist nur eine von vielen Unterscheidungsmöglichkeiten, die moderne Gesellschaften kennen. Während sich Gesellschaftstheorien üblicherweise für sachliche Formen der Differenzierung interessieren, bleibt doch unübersehbar, dass die soziale Differenzierungsform nach Geschlechtern und die damit verbundenen soziologischen Zeitdiagnosen, die Gendertheorien, zunehmend an Relevanz gewinnen.

    Wir werden in dieser Übung deshalb Geschlechtertheorien lesen und uns mit den beiden folgenden Fragen beschäftigen: Welche Bilder von Geschlechtern entwerfen diese Theorien? Welche theoretischen Zugänge zum Phänomen einer nach Geschlechtern unterscheidenden Gesellschaft entwerfen sie?

  • Übung „Der Nahostkonflikt aus Gender-Perspektive“ (Grimmeisen)
    Fr. 10-12 Uhr c.t., Amalienstr. 52 - K 507

    Die Geschlechtergeschichte versteht das Geschlecht als soziokulturelle und mehrfach relationale Strukturkategorie: Männlichkeit und Weiblichkeit besitzen jeweils nur in Bezug aufeinander Erklärungswert. Historikerinnen und Historiker problematisieren das Wissen über soziale Geschlechterunterschiede in der Vergangenheit und die Einflüsse auf Politik, Gesellschaft und Kultur und versuchen dabei nachzuvollziehen, wie Geschlechterhierarchien legitimiert werden. Dieses Seminar widmet sich dieser Problematik im Nahostkonflikt.

    Anhand der historischen Entwicklung des Nahen Ostens im 20. Jahrhundert sollen die Geschlechterrollen für Mann und Frau in den zionistischen und arabischen Nationalbewegungen erarbeitet werden. Dabei soll auf Herrschaftsverhältnisse, kulturelle Leitbilder, soziale Praktiken, Körperlichkeit und Identitäten eingegangen werden. Zudem soll die Bedeutung der Rollenbilder vor dem Hintergrund der andauernden Konfliktsituation beleuchtet werden.

  • Fortgeschrittenenseminar (im NF Gender Studies: Übung) „Genderlinguistik“ (Graf)
    Do. 8:30-10 Uhr s.t., Geschw.-Scholl-Pl. 1 (E) - E 318

    Als ein relativ neues Teilgebiet der soziolinguistischen Forschung beschäftigt sich die Genderlinguistik mit dem Zusammenhang von Sprache und Geschlecht. In der Veranstaltung werden theoretische und methodologische Grundlagen sowie Etappen der Etablierung der Genderlinguistik vorgestellt und diskutiert. Der Begriff „Gender“ bzw. die Vorstellungen über Weiblichkeit/Männlichkeit und das damit assoziierte Gesprächsverhalten werden dabei nicht als biologische Gegebenheit, sondern als sozial und kulturell geformtes (und damit variables) Konstrukt verstanden. In der Veranstaltung wird sowohl auf die im Sprachsystem vorhandenen Ausdrucksmöglichkeiten der außersprachlichen Kategorie „Geschlecht“ als auch auf die diskursanalytischen Fragestellungen der Inszenierung des genderspezifischen Diskussionsstils (vgl. doing gender) im Slavischen und Deutschen eingegangen.